Das Umweltbundesamt hat eine Studie mit dem Titel „Biomassekaskaden: Mehr Ressourceneffizienz durch Kaskadennutzung von Biomasse – von der Theorie zur Praxis“ veröffentlicht (Langfassung und Kurzfassung).
Grundsätzlich unterstreicht die Studie die Bedeutung der Kaskadennutzung zur Erreichung politischer Ziele in den Bereichen Nachhaltigkeit und Umwelt-/Klimaschutz. Allerdings sieht die Studie die Potentiale im Holzbereich vor allem auf der Frischholzstufe (durch Verdrängung der energetischen Verwertung zugunsten der stofflichen Verwertung, also Vorteile in der Ökobilanz). In Bezug auf die Verwendung von Altholz deutet die Studie hingegen an, dass die stoffliche Nutzung von Altholz gegenüber der energetischen Verwertung nachrangig sein kann (Argumente: Energieeinsatz zur Aufbereitung, Schadstoffanreicherung). Der mehrfach hintereinander folgenden stofflichen Nutzung von Altholz werden daher in der Studie nur geringe Ressourcenvorteile zugeschrieben, daher werden die Kaskadenstufen auf niedrigeres Wertschöpfungsniveau nur als begrenzt ausbauwürdig bezeichnet. Dies widerspricht der seit Jahren hinterlegten und publizierten Auffassung des VHI: Eine stoffliche Verwertung der geeigneten, guten Altholzqualitäten ist nicht nur im Hinblick auf den Speichereffekt und den Ressourcenschutz, sondern auch mit Blick auf die Förderung der Kreislaufwirtschaft vorzugswürdig.
Der VHI ist daher mit einem Autor der Studie ins Gespräch getreten. In dem Gespräch wurde deutlich, dass die Studie an dieser Stelle missverständlich formuliert ist: Die stoffliche Verwertung wird nur bei mehrfacher Hintereinanderschaltung der Recyclingstufe (aufgrund der Energiebilanz mit Blick auf die Aufbereitung) herabgestuft. Das Thema der Schadstoffanreicherung wurde nach Einschätzung des VHI durch die Studienersteller unter falschen Gesichtspunkten bewertet (maßgebliche Umweltrelevanz der Schadstoffe erst in der Verbrennung der Spanplatten und nicht in der werkstofflichen Verwertung).
Die Studie folgt dem – zu erwartenden – Trend, die Frage der Kaskadennutzung zunehmend differenziert aufzumachen: Wo läuft also die Grenze zwischen der zu bevorzugenden stofflichen Verwertung und der – ebenfalls ihre Berechtigung im Rahmen der Energiewende behaltenden – energetischen Verwertung? Eine Veröffentlichung im Holzzentralblatt (Altholz stofflich nutzen oder thermisch verwerten? Holz-Zentralblatt, Nr. 32, S. 755-756) impliziert, dass die stoffliche und energetische Verwertung von Altholz gleichwertig ist. Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Veröffentlichung – etwa mit Blick auf die Qualitäten der einzusetzenden Althölzer – folgen werden. Vorgreiflich haben wir mit einer kleineren Veröffentlichung im Recyclingmagazin unsere Position (Recycling vor energetischer Verwertung bevorzugen bei klarem Bekenntnis zur Qualität) klargestellt (Altholz verantwortungsvoll recyclen, Recyclingmagazin Ausgabe 14/2017 S.26-27).
Der VHI sieht sich insbesondere vor dem Hintergrund der zu erwartenden Novelle der Altholzverordnung in der nächsten Legislatur in der Verantwortung, diese fachliche Frage nach der besten Umweltoption bezogen auf die Altholzqualitäten und –mengen zu beantworten. Der TA hat hierzu eine Arbeitsgruppe „Altholz“ eingesetzt, eine wissenschaftliche Hinterlegung der Verbandsposition dürfte erforderlich werden.