Anlässlich seines 100jährigen Jubiläums veröffentlicht der VHI einen Zehn-Punkte-Plan zum Umbau der deutschen Wirtschaft. „Deutschland übernimmt am 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft und damit die Rolle als Vermittler, Makler und Ideengeber“, erklärt VHI-Geschäftsführerin Anemon Strohmeyer. „Wir sehen das als Chance für die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft.“ Der VHI sendet einen grünen Appell an alle Akteure in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft, diese Transformation mit visionärer Kraft zu gestalten:

Wir blicken zurück auf ein bewegtes Jahrhundert deutscher Industriegeschichte. Die Ausbreitung des Coronavirus in unserem Jubiläumsjahr stellt uns wie die gesamte deutsche Wirtschaft indes vor eine historische Aufgabe. Wir haben das Krisenmanagement der Bundesregierung von Beginn an unterstützt. Wir stehen an der Seite der Politik, wenn es darum geht, Infektionsketten zu unterbrechen, Lieferketten zu sichern und die wirtschaftlichen Lebensgrundlagen der Gesellschaft zu schützen.

Gemeinsam drängen wir das Coronavirus zurück. Gemeinsam meistern wir die Krise.

Die Bundesregierung hat ein gewaltiges Konjunkturpaket vorgelegt: Stärkung der Binnennachfrage, Förderung von Investitionen, Senkung der EEG-Umlage. Es ist ein Zukunftspaket für die deutsche Wirtschaft. Es ist ein starkes Signal für die deutsche Industrie in einer existenzbedrohenden Zeit. Die Bundesregierung stellt die richtigen Weichen zur rechten Zeit. Dafür sind wir dankbar.

Dennoch darf das Konjunkturpaket nicht den Blick auf die solidarisch zu tragende gesamtwirtschaftliche Herausforderung verstellen. Wir sind uns sicher: Die wirtschaftliche Erholung wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Und sie nimmt alle Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in die Pflicht. Die Corona-Pandemie ist die ökonomische Herausforderung des Jahrzehnts. Gleichzeitig bietet sie eine einmalige Chance. Denn der Wandel hin zu einer noch klimafreundlicheren und widerstandsfähigeren Wirtschaft rückt jetzt in Reichweite. Die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft erscheint möglicher denn je. Wir können die Corona-Krise und die Klimakrise gleichzeitig bewältigen. Darin liegt auch eine große Chance für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft.

Wir sind überzeugt, dass Investitionen in Umwelt- und Klimaschutz, in kohlendioxidarme Wertschöpfungsketten und Produkte neue Impulse für Wachstum und Beschäftigung setzen, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft stärken und deutsche Unternehmen widerstandsfähiger gegen künftige Krisen machen. Der Schlüssel liegt in der Effizienzsteigerung der Rohstoffverwendung und der konsequenten Etablierung der Kreislaufwirtschaft.

Die deutsche Holzwerkstoffindustrie sieht sich traditionell dem nachhaltigen Wachstum verpflichtet. Wir stehen für die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder, die ressourceneffiziente Verwendung der Rohstoffe, die Schaffung langlebiger und recyclingfähiger Produkte und verstehen uns am Ende der Kreislaufwirtschaft als Säule der Energiewende: Der im Holz gespeicherte Kohlenstoff wird in unseren Produkten gebunden und nach mehrmaliger Nutzung in Kaskaden hocheffizient energetisch verwertet. Wir produzieren in geschlossenen Kreisläufen und schaffen innovative, nachhaltige Produkte für die Bereiche Bau, Möbel und Verpackungen. So sichern wir Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Lebensstandards. Wir können unseren Beitrag zur nachhaltigen Transformation des Wirtschaftssystems leisten. Und wir leisten unseren Beitrag – auf nationaler und auf europäischer Ebene.

Als größter Produzent in Europa unterstützen wir uneingeschränkt den „European Green Deal“ und das ambitionierte Ziel, Europa bis 2050 klimaneutral umzubauen. Dafür muss jetzt der Grundstein gelegt werden. Es liegt in unserer Verantwortung, unsere europäische Vorreiterrolle zu nutzen. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft bietet hierfür die Gelegenheit: Neben der Bewältigung der Corona-Folgen und dem Wiederaufbau der Wirtschaft bildet auch der Klimaschutz einen Schwerpunkt der EU-Ratspräsidentschaft. Diese steht unter dem Motto „Gemeinsam. Europa wieder stark machen.“ Und wir meinen: Nachhaltiges Wachstum ist die beste Strategie für Wirtschaftswachstum und für ein starkes Europa.

Welche Maßnahmen für die Transformation aus Sicht der Holzwerkstoffindustrie erforderlich sind, hat der VHI in einem Zehn-Punkte-Plan dargelegt. 

Die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft steht am Anfang des zweiten Jahrhunderts unserer Verbandsgeschichte. Wir gehen es voller Zuversicht und Tatkraft an: Wir blicken zurück. Und wir schauen nach vorn. Wir schaffen Beschäftigung. Wir schaffen Wirtschaftskraft. Wir schaffen eine lebenswerte Welt.

Foto: © adobe / Philip Steury